„Das Auge als Fenster zur Welt“ lautet das Thema der Woche des Sehens 2023, die noch bis zum 15. Oktober sensibilisieren und aufklären möchte. Insbesondere der „Welttag des Sehens“ am 12. Oktober greift die Themen Blindheit und Sehbehinderungen auf. Augenärzte betrachten das Auge aber auch generell als „Fenster zur eigenen Gesundheit“.
Etliche Krankheiten können an den Augen erkannt werden, unter anderem Diabetes mellitus oder neurologische Krankheiten wie beispielsweise Multiple Sklerose (MS). Anzeichen dieser Krankheiten oder Hinweise darauf können mitunter schon früh an den Augen festgestellt werden. Dies ermöglicht eine rechtzeitige Behandlung. So werden im besten Fall Organschäden vermieden und die Lebensqualität bleibt erhalten.
Gleiches gilt für Augenkrankheiten, die frühzeitig erkannt ebenfalls behandelt werden können und so die Lebensqualität aufrecht erhalten lassen. Im Umkehrschluss führen sie unerkannt zu irreversiblen Schäden bis hin zur Blindheit. Und deswegen sind Fragen wie „Warum sollte man eine Sonnenbrille tragen? Was hilft blinden Menschen im Alltag und warum kann Armut zu Blindheit führen?“ auch bereits für Grundschulkinder von Bedeutung – erst Recht in dem Wissen, dass mache Eltern das nicht mit ihren Kinder besprechen. Auch die Notwendigkeit eines regelmäßigen Sehtest ist allgemein eher noch nicht durchgedrungen, was Florian Gisch als Geschäftsführer des Brillenglasherstellers Wetzlich in den Fokus seines Interviews anlässlich des Welttags des Sehens setzt.
"Welttag des Sehens am 12.10.2023"
Ein Interview von Ingo Rütten, Partnerauge mit Florian Gisch, Wetzlich Optik-Präzision GmbH
Herr Gisch, der Welttag des Sehens am 12. Oktober macht auf die Themen Sehbehinderung und Blindheit aufmerksam. Und die Woche des Sehens vom 8. bis 15. Oktober legt in diesem Jahr den Fokus auf Kinder im Grundschulalter. Sie sollen sich spielerisch Wissen zu den Themen Blindheit und Sehbehinderung aneignen und früh für ihre Augengesundheit sensibilisiert werden. Warum ist das in so jungen Jahren so wichtig?
Florian Gisch: Wir sprechen vom wichtigsten Sinnesorgan des Menschen. Der Verlust beziehungsweise eine Einschränkung dessen, stellt in unseren Zeiten eine unglaubliche Einschränkung für die Teilnahme am Gesellschaftsleben dar. Man kann Kindern nicht früh genug beibringen, ihr Sehen und ihre Augen zu schützen. Diese Sensibilisierung ist auch deswegen von Bedeutung, weil einige Augenkrankheiten, die erst im Alter mit möglicherweise erheblichen Folgen entstehen, ihren Ursprung in jungen Jahren haben.
Ist die Sensibilisierung nicht eher ein Thema für die Eltern der Kinder?
Florian Gisch: Ja, das ist sie auch. Wenn man beispielsweise sieht, wie wenige Kinderbrillen mit bruchsicheren Brillengläsern ausgeliefert werden, besteht hier offenbar ein ganz ordentlicher Sensibilisierungsbedarf. Wir haben nur zwei Augen! Und wie schnell ist in der Schule oder auf dem Spielplatz mal etwas passiert, das buchstäblich ist Auge gehen kann? Aber sind wir ehrlich, die Eltern legen auch bei sich selbst allzu oft eher wenig Wert auf Augenschutz – ich erinnere hier nur einmal an das Thema Sonnenbrille und UV-Schutz. Jeder kennt die Gefahren, trotzdem stellen sich längst nicht alle darauf ein, was sehr einfach wäre. Wir haben diesbezüglich immer noch viel Aufklärungsarbeit vor uns – vielleicht ist es daher auch der richtige Weg, den Kindern das Wissen nahe zu bringen, nicht deren Eltern.
Können Augenkrankheiten im Alter im Grundschulalter oder in der Jugend tatsächlich vermieden werden?
Florian Gisch: Wir sind als Brillenglashersteller keine Mediziner, von daher ist unser Fokus sicherlich ein anderer. Diverse Studien zu unterschiedlichen Augenerkrankungen im Alter lassen zumindest den Schluss zu, dass eine frühzeitige Erkennung der Krankheit irreversible Schäden verringern oder gar vermeiden kann. Und natürlich sind auch Präventionsmaßnahmen eher erfolgreich, wenn früh damit begonnen wird. Ein Beispiel habe ich gerade mit dem Thema Sonnenbrille schon genannt: Aus unserer Sicht kann man zumindest damit beginnen, die Augen der Kids zu schützen, beim Sonnenschutz ist das denkbar einfach und hier gibt es auch kaum Zweifel, dass das sinnvoll ist.
Manche Kinder wissen in der Grundschule gar nicht, dass sie bereits schlechter sehen, Stichwort einsetzende Kurzsichtigkeit. Sind die U-Untersuchungen bei Kinderärzten ausreichend oder müssen Eltern sich darüber hinaus um das Sehen ihrer Kinder kümmern?
Florian Gisch: Ein Sehtest zum Ende der Grundschule bietet sich an, denn statistisch gesehen beginnen die meisten Kurzsichtigkeiten im Alter von zehn oder elf Jahren. Die meisten Kinder in diesem Alter haben auch bereits ein Smartphone oder nutzen regelmäßig ein Tablet. Gerade im Hinblick auf die mittlerweile exzessive Nutzung digitaler Geräte ist ein regelmäßiger Sehtest bei Kindern sicherlich alles andere als übertriebene Vorsicht. Sehen ist immens wichtig für die Entwicklung des Kindes – wie die Zahnkontrolle sollte das viel mehr im Fokus stehen, unabhängig von U-Untersuchungen beim Kinderarzt.
Eine Kurzsichtigkeit kann durch eine Brille gut korrigiert werden. Gibt es andere Auffälligkeiten, bei der eine Brille möglicherweise nicht ausreicht?
Florian Gisch: Gerade im Kindesalter kann man in der Regel noch recht gut etwas gegen ein gestörtes beidäugiges Sehen unternehmen. Aber wir alle kennen Kids mit Augenpflastern, da geht es darum, dass sich auch das schwächere der beiden Augen gut entwickelt – was es mit einer Brille alleine nicht immer machen würde. Eine Schielstellung der Augen kann auch nicht mit einer Brille behoben werden. Eine leichte Fehlstellung der Augen hingegen schon. Oft reichen dann prismatische Brillengläser aus, um dies zu korrigieren und die Entwicklung des beidäugigen Sehens zu unterstützen. Das ist im Erwachsenenalter schon deutlich schwieriger oder auch unmöglich, wenn aufgrund von eventuellen Fehlstellungen der Augen das räumliche Sehen gar nicht erst erlernt werden konnte.
Welche besonderen Brillengläser gibt es für Kids und Jugendliche, was empfehlen Sie?
Florian Gisch: Es gibt ein riesiges Portfolio und ganz sicher etliche Lösungen, um auf diverse Fehlentwicklungen Einfluss zu nehmen und gutes Sehen zu ermöglichen. Letztlich aber sprechen nicht wir, sondern unsere Kundinnen und Kunden die Empfehlungen aus: die Augenoptiker. Sie haben das Know-how und die Erfahrung, welches Brillenglas für Kinder und Jugendliche das zum jeweiligen Zeitpunkt richtige ist. Das Wichtigste aus meiner persönlichen Sicht: Ein bruchfestes Glas, am besten aus Polycarbonat, und die Sonnenbrille in der aktuellen Sehstärke.